Die Normalisierung des Blowjobs und die Zensur der weiblichen Lust

24/05/2021
Protokoll
lesen

Der Cunnilingus (auch „Lecken“ genannt) unterliegt einer strengeren Zensur als die Fellatio (gemeinhin als „Blasen“ bezeichnet) und Vergewaltigungsszenen.

Kaum zu glauben, oder?

Was ist an der weiblichen Lust nur so bedrohlich? Die weibliche Sexualität scheint ein Buch mit sieben Siegeln zu sein … und Anlass zu verstörender, gewaltverherrlichender, die Zensur auf den Plan rufender Besorgung zu geben. Hollywood ist offenbar voller Zensurausschüsse, die kein Problem mit Gewalt haben, aber jeden Ausdruck weiblichen Lustempfindens unerträglich finden.

Was wirklich kurios ist: Während die Auffassung vorherrscht, dass heterosexuelle Männer ihre Partnerinnen nicht gerne lecken, sagen die Zahlen etwas anderes. Junge heterosexuelle Männer lieben nach eigener Aussage sowohl den gebenden als auch den empfangenden Oralsex – wo liegt also das Problem?

Wie wurden Blowjobs zum Mainstream, während die weibliche Lust Anlass zur Zensur gibt?

Eine Ursache ist, dass die weibliche Lust noch immer tabuisiert wird. Es gibt zahllose kulturelle Gründe, die zur „Orgasmuskluft“ (und zum Missverhältnis bei der Darstellung von Oralsex im Film) beitragen, aber sie alle scheinen unserer Verleugnung weiblicher Lust zu entspringen.

Zunächst einmal geht es bei Aufklärung in der Regel nicht in erster Linie um Lust. Als Heranwachsende ist unsere Auffassung von Sex häufig dadurch geprägt, dass er mit einer Erektion beginnt und mit einer Ejakulation endet. Unsere Gesellschaft missbilligt Frauen, die ihre Lust ausleben, unverbindlichen Sex und wechselnde Sexualpartner haben. Selbst der Kauf von Kondomen ist für Frauen noch immer nicht selbstverständlich.

In unserer Sprache kommt dies ebenfalls zum Ausdruck. Es gibt zahlreiche umgangssprachliche Ausdrücke für Fellatio, aber nur wenige für Cunnilingus. Wir verwenden die Wörter Sex und Geschlechtsverkehr synonym und die klitorale Stimulierung wird als Vorspiel angesehen, nicht als Teil des eigentlichen Geschlechtsakts. Wir haben jede Menge Bezeichnungen für den Penis, aber wenige (wenn überhaupt) für die Klitoris. All dies führt zu Fehlinformationen und zur Normalisierung bestimmter Handlungen (Blowjobs) im Gegensatz zu anderen.

Was ist also für mehr Gleichberechtigung beim Oralsex (zumindest im Film) nötig? Vielleicht können wir etwas von der Welt des Rap lernen, wenn es um den Sinneswandel bei Beziehungen geht. Noch vor wenigen Jahren wurde getönt: „Lecke nicht an der Pussy und spiele nicht an diesen Schlampen herum“. Und nun verspricht Lil Wayne „das Ding in einen Regenwald zu verwandeln, Regen auf meinen Kopf, wie ein Sturm, der über mich kommt“. Scheinbar über Nacht wurde ein Wandel vollzogen. Rapper dürfen jetzt darüber singen, wie schön es ist, die Partnerin durch Lecken zu befriedigen. Sie erzählen also von dem, was sie sowieso schon immer gemacht haben. Vielleicht nimmt sich Hollywood ein Beispiel daran.

In einer aktuellen Umfrage unter heterosexuellen Männern im Alter von 18 bis Anfang 20 gaben 74 % an, dass sie es sehr mögen, ihre Partnerin mit Oralsex zu befriedigen, 14 % antworteten, dass sie es mögen. Wir haben uns noch nicht von sexuellen Stigmata befreit (nicht einmal annähernd), aber es bewegt sich etwas. Für das Überwinden der Orgasmuskluft braucht es Aufklärung, Wissen über die Klitoris und den Willen, dieses Wissen anzuwenden. Wir müssen die klitorale Stimulation und die Penetration (das Eindringen), die weibliche und die männliche Lust sowie die Fellatio und den Cunnilingus als gleichwertig ansehen.

Sowohl Frauen als auch Männer müssen dies verstehen und daran arbeiten, dieses Wissen anzuwenden.

“Nur so können wir die Intimität retten.”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Pillow talk

German- Melden Sie sich an, um freche Inhalte, Werbeaktionen und einen Vorgeschmack auf kommende Produkte zu erhalten.