Die Masche des Stealthing ist nicht neu. Der Begriff wurde seit 2014 zunächst von der Schwulen-Community verwendet. In jedem Fall handelt es sich um einen schweren Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung und eine Form des Missbrauchs. In Beziehungen unter Erwachsenen wird das Thema Kondom oft durch die männlichen Partner abgelehnt. Dies liegt zum einen daran, dass weibliche Partner nicht die richtigen Argumente anbringen, und zum anderen an einem Gefühl des Zwangs und der Angst vor der Reaktion des Kondomverwenders. Damit dies nicht passiert, ist es wichtig, schwulen und heterosexuellen Männern zu vermitteln, dass sie vom Tragen eines Kondoms profitieren.
Eine jüngst durchgeführte Studie in den USA ergab, dass „10 % der jungen männlichen Befragten mit unproblematischem Alkoholkonsum das Entfernen des Kondoms ohne Einwilligung des Partners seit dem Alter von 14 Jahren praktizieren. Bei Männern, die Stealthing praktizieren, wurden mehr sexuell übertragbare Infektionen diagnostiziert und sie hatten öfter Partnerinnen mit ungeplanten Schwangerschaften als Männer, die das Kondom nicht heimlich abstreiften“.1 In einer anderen aktuellen Studie gaben „12 % [der jungen erwachsenen Frauen] an, schon einmal Opfer von Stealthing geworden zu sein, während keine der Befragten angab, selbst schon einmal ohne Einwilligung ein Kondom entfernt zu haben“.1
Stealthing wird zwar überwiegend von Männern begangen, aber es kommt auch vor, dass Frauen das Kondom ihrer Partner ohne deren Einverständnis abziehen oder beschädigen.
Was du tun kannst, wenn du Opfer von Stealthing bist
Viele Opfer berichten, dass sie sich hintergangen fühlen und unter dem Vertrauensbruch leiden. Wichtig ist aber vor allem, dass es niemals die Schuld des Opfers ist. 2018 wurde ein Mann in Deutschland des sexuellen Übergriffs für schuldig befunden. Es war die erste Verurteilung für Stealthing im Land. Im Nachbarland Schweiz urteilte das höchste Gericht anders und stufte einen ähnlichen Vorfall als verwerflich, aber nicht illegal ein.
Welche rechtlichen Schritte dir als Opfer offenstehen, hängt somit stark davon ab, in welchem Land du lebst. Wenn du Anzeige erstatten möchtest, geh zur örtlichen Polizeiwache, damit Untersuchungen zur Beweissicherung durchgeführt werden können. Selbst wenn eine Anzeige keine Option ist, kannst du trotzdem eine Zivilklage anstreben. In jedem Fall ist es wichtig, dass wir die Dinge selbst in die Hand nehmen, indem wir uns testen lassen, indem wir Personen, die uns schaden, aus unserem Leben verbannen und indem wir offen kommunizieren und Grenzen setzen. Häufig sind die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit am größten. Wenn dies auf dich zutrifft, versuche, dich nicht zurückzuziehen. Sprich mit einer Freundin/einem Freund oder einem Therapeuten oder ruf bei einer Hotline für Vergewaltigungsopfer an.
Wenn du Opfer von Stealthing geworden bist und nicht weißt, an wen du dich wenden kannst, kontaktiere eine Beratungsstelle oder Hotline für Opfer sexueller Übergriffe. Rate auch Opfern aus deinem Bekanntenkreis dazu, sich helfen zu lassen.